Wer ist Satoshi Nakamoto?

Wer steckt hinter Satoshi Nakamoto

Das Pseudonym Satoshi Nakamoto: Spätestens 2017 war Bitcoin von einer der Allgemeinheit wenig bekannten Kryptowährung zu einer weltweiten Schlagzeile geworden. Der Wert eines Bitcoin stieg von knapp 1.000 Dollar zu Jahresbeginn auf fast 20.000 Dollar im Dezember 2017.

Der globale Hype, die unregulierte Spekulation und das allgemeine Unverständnis dessen, was eine Kryptowährung überhaupt ist, machte Bitcoin zu einer perfekten Geschichte für Journalisten, Politiker und Spekulanten.

Im Laufe des Jahres gelangten so einige Informationen ins Bewusstsein der Öffentlichkeit, man machte sich Gedanken über dezentrale Währungen und ihre Stärken und Schwächen, sprach über Blockchains und Wallets und lernte, dass Bitcoin 2009 von einem gewissen Satoshi Nakamoto ins Leben gerufen worden war.

Passend zu der Entwicklung, die für viele Außenstehende eine Art Wirklichkeit gewordene Science Fiction war, blieb die Person, die Bitcoin entwickelt hatte, ein Schatten. Wer Satoshi Nakamoto tatsächlich war, blieb bis heute im Verborgenen. Was wir wissen und was nicht, findet sich im folgenden Artikel.

Satoshi Nakamoto – Was ist bekannt?

Im August 2008 wurde die Domain bitcoin.org registriert. Im November desselben Jahres veröffentlichte eine Person namens Satoshi Nakamoto einen Artikel auf der Mailing List von metzdowd.com, in dem dieser auf einen Artikel verwies, der heute noch online abrufbar ist und als das Bitcoin Whitepaper bekannt ist.

Der Artikel präsentierte eine technische Lösung, die online sichere Finanztransaktionen ermöglichte, ohne dass dabei ein Zahlungsdienstleister zwischengeschaltet werden musste. Mit anderen Worten, Käufe und Verkäufe konnten im Netz ohne Banken getätigt werden.

Das Whitepaper bediente sich Fachwissens aus der Computer- und Systemtechnologie, der Finanzwirtschaft und der Wahrscheinlichkeitsrechnung, dieser ist hochwissenschaftlich und dabei nicht weniger als revolutionär.

Die zugehörige Kryptowährung wurde am 9. Januar 2009 veröffentlicht, im November kam das Forum bitcointalk hinzu, wo Nakamoto unter dem Kürzel Satoshi die erste Nachricht postete. Die Informationen, die der Bitcoin-Entwickler zu seiner Person verbreitete, sind spärlich.

Im Grunde beschränken sie sich auf die Behauptung, dass Nakamoto in Japan lebe und sein Geburtsdatum auf den 5. April 1975 falle. Bei näherer Betrachtung lösen sich all diese Informationen, selbst das Pseudonym, in programmierertypische Ostereier (auch Easter-eggs genannt) auf.

Der Name könnte zusammengesetzt sein aus den Anfangssilben von vier führenden Technologie-Konzernen: Samsung, Toshiba, Nakayama und Motorola. Die Forenbeiträge wurden überwiegend zwischen 5 und 11 Uhr morgens europäischer Zeit gepostet – zwischen Mitternacht und sechs Uhr morgens in Japan.

Nakamotos fließendes Englisch verwendete anfangs amerikanische, später britische Schreibweisen. Auch das Geburtsdatum lässt sich aufschlüsseln: Am 5. April 1933 verbot der amerikanische Präsident Franklin D. Roosevelt per Erlass das „Horten von Goldmünzen, Goldbarren und Goldzertifikaten innerhalb der kontinentalen Vereinigten Staaten“, ein Verbot, das 1975 wieder aufgehoben wurde.

Ob diese Versuche, die Daten zu entschlüsseln, zutreffen oder sie nicht selbst zu bemüht sind, um als wahrscheinlich zu gelten, sei dahingestellt. Der Entwickler von Bitcoin jedenfalls bleibt nach mittlerweile über zehn Jahren weiterhin unbekannt.

Es ist nicht einmal klar, ob es sich dabei um eine oder mehrere Personen handelt, denn Nakamoto verschwand Ende 2010 von der Bildfläche. Sein geheimnisvolles Wesen stachelt natürlich die Neugier der Menschen an. So haben sich im Laufe der Zeit viele Hypothesen ergeben, wer hinter dem Pseudonym stecken könnte.

Wer könnte sich hinter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto verbergen?

Die beeindruckende Leistung, die hinter der Bitcoin-Software steckt, hat für viele die Frage aufgeworfen, ob der Name Nakamoto für eine Person oder eine Gruppe von Entwicklern steht. Der Journalist Joshua Davis kam zu dem Schluss, dass unter dem Pseudonym „entweder ein ganzes Team an Bitcoin gearbeitet hat, oder der Typ ein Genie ist“.

Die unabsehbare Konsequenz der Entwicklung – die komplette Abkopplung wirtschaftlicher Transaktionen von Banken und den Wert einer Währung garantierenden Staaten – befeuerte natürlich die Jagd nach der Person oder der Gruppe von Personen, die sich hinter Satoshis Maske verstecken.

Neben wenig glaubwürdigen Vorschlägen für dessen Identität (wie beispielsweise die Behauptung, Elon Musk sei Satoshi), haben sich die folgenden Theorien hartnäckig gehalten:

Neal King, Vladimir Oksman und Charles Bry

Am 15. August 2008, drei Tage bevor die Domain bitcoin.org registriert wurde, ging beim Patentamt der USA ein Patentantrag für eine Technologie ein, die das Updaten von Verschlüsselungscodes und deren sicheren Austausch zwischen den Nutzern ermöglichte.

Die drei Antragssteller Bry, King und Oksman, die für die Münchner Firma Lantiq arbeiteten, benutzten in ihrem Patent die Phrase „computationally impractical to reverse-map“. Auf der Suche nach Phrasen aus Nakamotos Bitcoin-Artikel, die den Text mit identifizierbaren Autoren verbinden konnten, fand der Journalist Adam Penenberg diese Phrase außer bei Nakamoto nur noch in besagtem Patentantrag.

Er schloss daraus, dass sie miteinander identisch waren. Weitere Recherchen ergaben, dass Bry etwa ein halbes Jahr vor der Registrierung von bitcoin.org in Helsinki war, wo die Domain registriert wurde. Alle drei bestritten allerdings vehement, etwas mit Bitcoin zu tun zu haben.

King wies darauf hin, dass der Patentantrag nur sehr wenig mit Kryptowährungen zu tun habe und dass er Nakamotos Algorithmus für „eine Lösung auf der Suche nach einem Problem“ halte. Und zumindest King stand dem ganzen Konzept Kryptowährung sehr skeptisch gegenüber.

Hal Finney

Einer der frühesten Kandidaten für die wahre Identität Nakamotos war der Programmierer Hal Finney. Er war der Empfänger der ersten Bitcoin-Transaktion, die Nakamoto tätigte. Und nicht nur persönlich war er nahe an den Entwicklern von Bitcoin, seine eigene Arbeit an der Verschlüsselungssoftware PGP machte ihn auch zu einem hochkompetenten Kandidaten für den „wahren“ Nakamoto.

Nicht zuletzt entwickelte Finney eines der ersten Reusable Proof-of-work-Systeme, wie sie später bei Bitcoin zum Einsatz kamen. 2014 interviewte der Journalist Alan Greenberg Finney – soweit dies noch möglich war.

Der Programmierer befand sich in den letzten Stadien der Krankheit ALS, die seinen Körper weitgehend gelähmt hatte. Selbst die Augenbewegungen, die ihm erlaubt hatten, per Kamera ein Sprachprogramm auf dem Computer seines Rollstuhls zu bedienen, waren zu dem Zeitpunkt davon betroffen, sodass Finney nicht mehr als Ja und Nein antworten konnte.

Infolgedessen blieb Greenberg am Ende nur eine Schriftanalyse, die Finneys und Nakamotos Englisch eine gewisse Ähnlichkeit nachwiesen und ein weiteres Fragezeichen, zu dessen Auflösung Finney selbst nicht mehr beitragen kann – er verstarb leider wenige Monate nach dem Interview.

Dorian Nakamoto

Dafür, dass Finney aber zumindest an der Entwicklung von Bitcoin eng beteiligt war, spricht eine weitere überraschende Konstellation in der Suche nach Nakamotos wahrer Identität: Nur wenige Blocks von Finneys Haus entfernt lebte fast ein Jahrzehnt lang ein Mann namens Dorian Prentice Nakamoto.

Diesen Namen hatte er sich im Alter von 23 nach seinem Universitätsabschluss zugelegt. Sein Geburtsname war Satoshi. Nakamoto lebte aber nicht nur in der Nähe von Finney.

Er ist selbst nicht weniger als ein Computergenie, arbeitete als Sicherheitstechniker für die amerikanische Flugaufsichtsbehörde ebenso wie für große Firmen und besitzt überragende Kompetenzen im Bereich der Verschlüsselungstechnologie.

Hinzu kommt, dass er ein überzeugter Libertärer ist, der staatlicher Aufsicht gerade im Finanziellen ablehnend gegenüber steht: Eine Kombination aus Fähigkeiten und Interessen, die die perfekte Voraussetzung für die Entwicklung einer dezentralen Kryptowährung zu sein scheint.

Allerdings fand Greenberg, der die Schriftanalyse zu Hal Finney in Auftrag gegeben hatte, heraus dass Dorian Nakamotos Nachrichten und E-Mails eine sehr unvollständige Kontrolle über die englische Sprache bewiesen, sodass er zumindest nicht die Person sein kann, die unter dem Pseudonym Nakamoto aufgetreten ist.

Nick Szabo und Wei Dai

Als ein weiterer Kandidat galt der Jurist und Computerspezialist Nick Szabo. Neben seinen Fähigkeiten als Programmierer wurde auch er in erster Linie über eine stilometrische Analyse, also über den Vergleich des Gebrauchs von Ausdrücken und Phrasen in seinen Texten und denen Nakamotos, als der Bitcoin-Entwickler identifiziert.

Allerdings gilt für ihn, was auch schon bei Hal Finney galt: Eine gewisse Ähnlichkeit macht noch keinen Beweis. Was für Szabo und Personen wie den Programmierer Wei Dai vor allem spricht, ist der Umstand, dass sie ein hohes Interesse am Konzept einer Kryptowährung zeigen und die Fähigkeiten besitzen, diese Interessen in die Tat umzusetzen.

Szabo und Dai zeigen dabei noch eine Besonderheit – sie haben mit Bit gold und b-money zwei Vorläufer von Bitcoin entwickelt. Beide bestreiten aber ebenfalls, Nakamoto zu sein.

Craig Wright

Craig Wright machte Anfang 2016 Schlagzeilen, da er behauptete Satoshi Nakamoto zu sein. Craig Wright ging 2019 dann sogar so weit, dass er bekannt gab, alle zu verklagen, die daran zweifeln, dass er der Gründer von Bitcoin ist. Wright reichte gegen Peter McCormack, dem Moderator des Podcasts „What Bitcoin Did“ am 17. April 2019 vor einem britischen Gericht Klage ein.

Craig Wright wirft Peter McCormack vor, verleumderische Tweets über ihn verfasst zu haben. Die Klage verlangt einen Schadenersatz in Höhe von 100.000 £. Wright hat gleichzeitig auch eine einstweilige Verfügung beantragt, um zu verhindern, dass McCormack in Zukunft ähnliche Kommentare veröffentlicht.

Bisher konnte der umstrittene Craig Wright nicht beweisen, dass er Nakamoto ist und wird es höchstwahrscheinlich auch nicht können.

Wie viele Bitcoins sind in Nakamotos Besitz?

Was alle genannten Personen verbindet ist, dass keiner von ihnen das Leben eines Dotcom-Milliardärs führt. Dies führt zu der Frage, wie viele Bitcoins sich eigentlich im Besitz von Nakamoto befinden. Darin liegt natürlich ein Interesse an der Identität des Bitcoin-Entwicklers.

Denn als Nakamoto Bitcoin ins Leben rief, war er nicht nur dessen Entwickler, sondern auch dessen erster Nutzer. Neben dem Genesis Block, der allein 50 Bitcoins wert war, schürfte Nakamoto in den ersten zehn Tagen nach Anlauf der Währung etwa eine Million Bitcoins.

Zu dieser Einschätzung kam der Blogger Sergio Lerner, indem er Nakamoto Bitcoins über die Signatur zugeordnet, die mit den Bitcoins der ersten Blocks identisch ist, die Nakamoto geschürft hatte. Da diese Bitcoins nie ausgegeben wurden und dementsprechend noch in Nakamotos Besitz sein müssen, besaß er Ende 2017 Bitcoins im Gegenwert von etwa 18 Milliarden Dollar.

Dabei schwankt der Wert des Besitzes natürlich deutlich mit dem gehandelten Wert der Bitcoins (der Wert bei Ausgabe lag bei 0 US-Cents pro Bitcoin). Selbst nach Ende des Hypes bleibt Nakamoto damit aber Milliardär – im Frühjahr 2019 waren seine Bitcoins an den meisten Börsen um 5 Milliarden Euro wert.

Warum hat Nakamoto Bitcoin ins Leben gerufen?

Über die Motive einer fast mythischen Person kann man natürlich nur spekulieren. Aber der eine oder andere Gedanke findet sich in Nakamotos Postings und die im Text genannten möglichen Kandidaten stehen der Person oder der Gruppe, die hinter dem Pseudonym stehen, in ihren Überzeugungen zumindest so nahe, dass sie etwas über den Gedanken hinter Nakamoto und Bitcoin aussagen können.

Schon bei der Einführung der Kryptowährung 2009 schrieb Nakamoto in einem Begleittext, dass die gerade um sich greifende globale Finanzkrise die Schwäche des herkömmlichen Bankensystems zeige: Es lebe vom gegenseitigen Vertrauen. Sei dieses verloren, komme die Wirtschaft zum Erliegen.

Bitcoin ist also zunächst einmal als Alternative zum klassischen Banken- und Währungssystem gedacht. Und da es damit den Staat als Monopolisten der Geldausgabe umgeht, finden sich unter den Personen im Umfeld der Bitcoin-Gründung nicht wenige, die von einem Wirtschaftssystem unter Ausschluss von Staaten und Banken träumen – etwa Libertäre und Anarcho-Kapitalisten wie Dorian Nakamoto.

Szabo und Finney wiederum gehören als „Extropisten“ zu den sogenannten Transhumanisten, die die Einführung neuer Technologien zur Entwicklung des menschlichen Lebens unterstützen. Bitcoin begann seine Existenz also nicht als Werkzeug des beginnenden Internethandels, sondern als Mittel zur Befreiung der Menschen von bestehenden Institutionen.

In der Technologie vereinigen sich Fortschrittsglaube, Freiheitsdrang und Misstrauen gegen den Staat. Satoshi Nakamoto ist allerdings nicht mehr aktiver Teil dieser Bewegung. Seit Dezember 2010 findet die Weiterentwicklung von Bitcoin ohne ihren Gründer statt und das Pseudonym, das mit dieser neuen Technologie einen bedeutenden Beitrag zur Veränderung unserer Welt geleistet hat, ist in die Anonymität zurückgekehrt.

Die Jagd nach dem Phantom geht weiter: Zu verlockend und verwickelt ist das Geheimnis hinter dem Pseudonym.

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